Vielseitig anwendbarWarum nimmt ein Fischer ein Kondom mit zum Angeln?
Was sich nach einem Witz anhört, ist in Kuba Realität: Seitdem die Regierung den Import von Gummis erhöht hat, erfreut es sich auch in anderen Lebensbereichen großer Beliebtheit.

ARCHIV - 25.09.2018, Kuba, Havanna: Ein Angler hält die Angelschnur, an der aufgeblasene Kondome befestigt sind. Jeden Nachmittag, wenn die Sonne untergeht, pustet Ernesto Rodríguez am Malecon drei, vier Präservative auf und bindet sie als eine Art Segel zusammen. (zu dpa Nicht nur gut für Sex: Kondome erleichtern den Alltag der Kubaner vom 05.11.2018) Foto: Guillermo Nova/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Abendstimmung an Havannas Uferpromenade, die Angler werfen ihre Ruten ins Wasser und blasen die Kondome auf... Ja, richtig gelesen. In Havanna erfreuen sich die Gummihütchen großer Beliebtheit, allerdings nicht nur als Verhütungsmittel. Auch die Fischer nutzen sie zum, wer hätte es gedacht, fischen. Angler knoten die aufgeblasenen Kondome an die Angelschnur und werfen das Ganze aufs Wasser. Weit weg von der Mauer, auf der sie sitzen und angeln.
Der Grund: Seitdem die kubanischen Behörden in den 90-Jahren das Angeln auf Flößen verboten haben, gibt es für Fischer keine Möglichkeit mehr an den großen Fang weiter weg vom Ufer zu kommen. Zumindest bis jetzt. Die Kondom-Ballons tragen den Angelhaken bis zu 300 Meter hinaus aufs Meer, dorthin wo die dicken Fische sind.
Eine Schachtel Kondome für fünf Cent
Es ist noch gar nicht lange her, da waren Kondome Mangelware auf Kuba. 2014 gipfelte dieser Kondommangel in einer Krise und schaffte es sogar in die Zeitung «Granma», dem offiziellen Blatt der Kommunistischen Partei Kubas. Seitdem hat sich das jährliche eingeführte Kondomkontingent von 70 Millionen auf 120 Millionen erhöht. Eine Schachtel kostet fünf kubanische Pesos, was etwa fünf Cent entspricht.
Auch auf die Herstellung von Wein nehmen die Präservative mittlerweile einen entscheidenden Einfluss. Hier werden die Kondome beim Fermentierungsprozess eingesetzt. Das Kondom wird auf den Hals der Flasche gestülpt, in der die Früchte quellen. Die aufsteigenden Gase sorgen dann dafür, dass sich das Präservativ aufbläht und aufstellt. Der ganze Prozess dauert 45 Tage und damit das Kondom in der Zeit von den ganzen Gasen nicht platzt, werden kleine Löcher hineingestochen.
(L'essentiel/dpa)