AlaskaWas ist das «Willow Project» – und warum laufen Umweltschützer Sturm?
Ein umstrittenes Erdöl-Förderprojekt der Regierung von Joe Biden erhitzt derzeit die Gemüter. Die Befürworter betonen die wirtschaftliche Wichtigkeit, Gegner fürchten verheerende Umweltschäden.
- von
- Daniel Graf
In den sozialen Medien werden derzeit viele Beiträge zum «Willow Project» geteilt. Worum geht es und weshalb generiert das Projekt gerade jetzt so viel Aufmerksamkeit? Die wichtigsten Antworten.
Das ist das Willow Project
Die USA wollen in Alaska nach Öl bohren. Das Projekt, das unter der Regierung Trump genehmigt worden war, soll unter Biden in einer abgespeckten Form realisiert werden. Das 6-Milliarden-Dollar-Projekt würde in einem 93 Millionen Hektaren großen Gebiet am North Slope realisiert, der größten unberührten Fläche Amerikas. Die Entscheidung, wie groß das Projekt tatsächlich genehmigt wird, soll noch diesen Monat fallen.
Wieso die Aufregung?
Umweltschutzorganisationen wollen das Projekt um jeden Preis verhindern. In den sozialen Medien kursieren verschiedene Videos, die zur Unterschrift einer Petition aufrufen. Es ist die Rede davon, dass mit der Umsetzung dieses Projekts unwiderrufliche Schäden an der Umwelt entstünden und der Klimawandel extrem beschleunigt würde.
Welche Umweltschäden hätte das Projekt zur Folge?
Laut «Protect the Arctic» würden über die nächsten 30 Jahre 287 Millionen Tonnen CO2 ausgestoßen. Darunter leiden würde insbesondere die Tierwelt, also unter anderem Eisbären, Elche, Fische und diverse Vögel. Der Klimawandel würde stark beschleunigt, schon heute erwärme sich die Arktis schneller als andere Regionen der Welt. Das wiederum führe zu einer Eisschmelze und zum Anstieg des Meeresspiegels. Weiterer Kritikpunkt: Auch die indigene Bevölkerung würde vertrieben.
Findest du es gut, dass in der Arktis nach Öl gebohrt wird?
Was sagen Umweltschützer?
Die größte amerikanische Umweltschutzorganisation Sierra Club schrieb in einem Statement: «Wenn wir Willow erlauben weiterzumachen, wird das eine Bedrohung für einige von Alaskas letzten ungestörten Wildnisgebieten, für die Populationen von Wildtieren, die dort zu Hause sind, und für die öffentliche Gesundheit der nahe gelegenen Gemeinden darstellen und es schwieriger machen, unsere Klimaziele zu erreichen. Wir müssen die Neuverpachtung von öffentlichem Land beenden und mehr Natur erhalten, um unsere Klimazukunft zu sichern.»
Was sagen Befürworter?
Sie weisen auf die wirtschaftliche Wichtigkeit hin. Das Willow-Projektgebiet birgt schätzungsweise 600 Millionen Barrel Öl oder mehr als die Menge, die derzeit in der strategischen Erdölreserve der USA, dem Notvorrat des Landes, gelagert wird.
Das Projekt ist für die gewählten Vertreter Alaskas wichtig, die hoffen, dass es dazu beitragen wird, den Rückgang der Ölproduktion in einem Bundesstaat auszugleichen, dessen Wirtschaft stark von der Bohrindustrie abhängt. Die Firma hinter dem Projekt hat erklärt, dass das Projekt bis zu 17 Milliarden Dollar an Einnahmen für die Bundes- und Landesregierungen und die Gemeinden Alaskas bringen würde.
Wie wahrscheinlich ist es, dass das Projekt verhindert wird?
Das Innenministerium betonte, dass die Auswahl der bevorzugten Alternative keine endgültige Entscheidung über die Genehmigung des Projekts sei. Und es fügte hinzu, dass «erhebliche Bedenken» hinsichtlich der Auswirkungen von Willow auf Treibhausgasemissionen und die Tierwelt bestünden. Gleichzeitig hat die Regierung Biden die US-Ölgesellschaften dazu gedrängt, in die Steigerung der Produktion zu investieren, um die Energiepreise für die Verbraucher in Grenzen zu halten.