Action für den OstenWeltmacht China hat Hollywood längst im Sack
Viele Sommer-Blockbuster blieben in den USA hinter den Erwartungen zurück. Nun ruhen alle Hoffnungen auf dem asiatischen Markt.

Roland Emmerich hat in «Independence Day: Resurgence» ein ziemlich passendes Bild für die aktuelle Lage der Traumfabrik gefunden: Der Radau-Regisseur lässt Asien ganz frech auf Europa krachen, macht es völlig platt. Bäng! Genauso gut hätte der 60-Jährige den Kontinent auf die USA werfen können. Ob Zufall oder gewollter Seitenhieb von Emmerich, die Botschaft ist klar: Als Filmmarkt hat Asien die USA und Europa in Sachen Wichtigkeit überholt. Ob ein Film in den angestammten Märkten ein Blockbuster wird, ist nicht mehr matchentscheidend. Wichtig ist, wie der Wachstumsmarkt China reagiert.
Als «Warcraft: The Beginning» im Juni in die amerikanischen Kinos kam, enttäuschte die Game-Verfilmung auf der ganzen Linie. Sie konnte die Maßen nicht ins Kino locken, die ein Produktionsbudget von über 160 Millionen Dollar rechtfertigt. Lediglich 45 Millionen Dollar spielte der Film im Heimmarkt USA ein. Eigentlich eine Katastrophe, wäre da nicht das asiatische Publikum.
«Warcraft» floppt – aber nicht in China
Denn in China ging die 0815-Computerschlacht durch die Decke. Allein am Startwochenende scheffelte der Streifen 90 Millionen Dollar. Das ist das beste Ergebnis aller Zeiten für einen Streifen in China. Ein gigantischer Erfolg auch für das Filmland China. Erst im Januar erwarb der reichste Mann des Landes, Wang Jianin, das Studio Legendary Pictures, das als Co-Produzent hinter «Warcraft» steht.
Auf das Wohlwollen der Chinesen setzt auch «Independence Day: Resurgence», der zwanzig Jahre nach Teil eins Schwierigkeiten haben dürfte, ein Publikum zu finden. Am vergangenen Startwochenende enttäuschte der Kracher, erwirtschaftete in den USA gerade mal 40 Millionen Dollar. Nun ruhen die Hoffnungen auf China, dem bereits zweitgrößten Filmmarkt der Welt.
Müssen wir bald Chinesisch lernen?
Dass der von Kritikern verrissene und extrem teure Streifen in Asien gute Startbedingungen vorfindet, dafür sorgte Emmerich gleich selbst. Chinesische Forscher haben eine wichtige Rolle im Film, eine chinesische Schauspielerin, die überall sonst völlig unbekannt ist, spielt den Love-Interest. Eigentlich löblich, für mehr Diversität zu sorgen, stünde dahinter nicht bloßes Kalkül. Denn für asiatisch-stämmige Darsteller in den USA sind substanzielle Rollen weiterhin spärlich gesät.
Filmstar Jackie Chan fasste die neue Entwicklung im Showgeschäft am diesjährigen Shanghai Film Festival ziemlich provokativ in Worte. Der Erfolg von «Warcraft» habe den Amerikanern Angst gemacht, ließ er verlauten. «Wenn wir es schaffen, einen Film zu machen, der eineinhalb Milliarden Dollar einspielt, dann werden alle Menschen weltweit, die auf die Filmhochschule gehen, Chinesisch lernen, statt dass wir Chinesen Englisch lernen», so der Action-Star.
«Independence Day: Resurgence» startet am 20. Juli in den heimischen Kinos. Auf welche Blockbuster sich das Luxemburger Publikum diesen Sommer noch freuen kann, sehen Sie in der Bildstrecke.
(L'essentiel)