Schlimme FehlstartsWenn Raketen in die Luft gehen
Raketenstarts sind riskant. Der Fehlstart der nordkoreanischen Trägerrakete ist nicht das erste Desaster in der Geschichte der Raumfahrt.

Mit dem Start der Trägerrakete «Unha-3» («Milchstrasse 3») wollte Pjöngjang eigentlich den 100. Geburtstag des verstorbenen Staatsgründers Kim Il-Sung feiern und dem Ausland seine militärische Potenz vor Augen führen. Doch die Machtdemonstration geriet zur Blamage: Bereits nach wenigen Minuten und gerade einmal rund 100 Kilometern explodierte die Rakete und stürzte westlich der koreanischen Halbinsel ins Meer.
Raketentechnik gilt nicht umsonst als schwieriges Metier. Wahre Höllenmaschinen, randvoll mit hochexplosivem Treibstoff, werden beim Start einem gnadenlosen Realitäts-Test unterzogen. Das kann schiefgehen – und geht dann und wann auch tatsächlich schief.
Deutsche und Sowjets
Schon die erste Flüssigkeitsrakete, die deutsche Terror-Rakete V2 (eigentlich «Aggregat 4»), erlebte unzählige spektakuläre Fehlstarts. Die «Vergeltungswaffe» war gleichwohl das erste menschengemachte Objekt, das den Weltraum erreichte.
Video: V2-Crash
Nach dem Krieg war zunächst die sowjetische Raketentechnik tonangebend. Die Sowjets zahlten einen hohen Preis dafür: 1966 zündeten auf dem Weltraumbahnhof Baikonur die Triebwerke einer Sojus-Rakete nicht richtig. Beim Austanken der Rakete kam es zur Katastrophe; sie geriet in Brand und explodierte bald darauf. Mehrere Menschen kamen ums Leben. Auch bei der Explosion einer Kosmos-3M-Rakete auf der Startrampe in Plessezk fanden sieben Jahre später mehrere Menschen den Tod. Gar 48 Todesopfer forderte ein weiteres Unglück auf der Raketenbasis Plessezk im März 1980, als eine Wostok-2M während des Auftankens explodierte.
Video: Russian Soyuz Rocket Launch Failure
Amerikanische Fehlstarts
Auch die Amerikaner, die härtesten Rivalen der Russen in der Raumfahrt, mussten einige herbe Rückschläge einstecken. Schon der erste Versuch, einen Satelliten in den Orbit zu bringen, schlug fehl: 1957 fiel die Vanguard TV3 zwei Sekunden nach dem Start zurück auf die Rampe und explodierte (siehe Video oben).
Einer der schlimmsten Unfälle ereignete sich bei einer Startsimulation: 1967 kamen drei Astronauten des Apollo-1-Projekts ums Leben, als ihre Rakete Feuer fing. Zur bekanntesten Katastrophe der amerikanischen Raumfahrt kam es aber im Januar 1986, als die Raumfähre Challenger kurz nach dem Start explodierte. Alle sieben Crewmitglieder starben bei dem Unglück.
Video: Das Unglück der Challenger
Kurz darauf, im Mai 1986, erlebte die Nasa den nächsten Rückschlag: Ein NOAA-Wetter-Satellit sollte mit einer Delta 3194 in den Orbit geschossen werden, doch 71 Sekunden nach dem Start erlosch die erste Stufe vorzeitig. Die Rakete wurde aus Sicherheitsgründen zur Explosion gebracht, bevor sie auf die Erde zurückfiel.
Video: Delta GOES-G destructs over Cape Canaveral
Eine Zusammenstellung von amerikanischen Raketen-Fehlstarts:
Andere hatten auch schon Pech
Als nach Amerikanern und Sowjets auch andere Nationen in den Orbit drängten, mussten auch sie Lehrgeld bezahlen. Besonders schlimm traf es die Chinesen, deren Raumfahrtprogramm in den Neunzigerjahren von zwei schlimmen Unfällen getroffen wurde. 1995 stürzte eine Trägerrakete vom Typ CZ-2E nach dem Start ab. 20 Bewohner eines Dorfes wurden durch Trümmer getötet. Nur ein Jahr später wich eine Rakete vom Typ CCZ-3B vom Kurs ab und schlug – noch nahezu vollbetankt – in einem Dorf in der Nähe auf. Möglicherweise kamen hier bis zu 500 Menschen ums Leben.
Video: China's space disaster:
Auch die Brasilianer mussten einen herben Rückschag einstecken: 2003 explodierte eine Trägerrakete vom Typ VLS-1 bei den Startvorbereitungen und riss 21 Techniker in den Tod.
Video: Erfolgreicher Start einer VLS-1 im Jahr 1999
Die europäische Trägerrakete Ariane (Typ 1 bis 5) wurde von den ESA-Mitgliedstaaten im Auftrag der ESA entwickelt. Zu Beginn litt die Rakete, die jeweils vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana aus startet, unter Kinderkrankheiten, die zu einigen missglückten Starts führten. Hier der Fehlstart einer Ariane 5:
Video: Ariane 5 Rocket first launch failure
Schließlich traf es auch die Inder, die ebenfalls Raumfahrt-Ambitionen hegen. 2010 stürzten gleich zwei schwere GSLV-Raketen kurz nach dem Start ab; die erste stürzte ins Meer, die zweite explodierte.
Video: India satellite rocket explodes after take-off
( L'essentiel Online / dhr)