Wohnungsbau: Wie kann die Lebensqualität in Luxemburg erhalten bleiben?

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WohnungsbauWie kann die Lebensqualität in Luxemburg erhalten bleiben?

LUXEMBURG – Angesichts des stetig wachsenden Wohnraumbedarfs steht Luxemburg vor der komplexen Aufgabe, ein Gleichgewicht zwischen Neubauten und der Erhaltung der Lebensqualität herzustellen.

Jérôme Wiss
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Jérôme Wiss
Claude Turmes erwähnt insbesondere die 600 Hektar Industriebrachen, die von Schifflingen über Düdelingen bis Wiltz ausgebaut werden sollen.

Claude Turmes erwähnt insbesondere die 600 Hektar Industriebrachen, die von Schifflingen über Düdelingen bis Wiltz ausgebaut werden sollen.

DR

Luxemburgs Bevölkerung wächst weiterhin sehr schnell, dennoch leben die Einwohner immer noch gerne im Großherzogtum, vor allem wegen der Nähe zur Natur. Doch wie gelingt es, die Zuwanderungen zu bewältigen, ohne die Lebensqualität zu beeinträchtigen? «Was wir brauchen, ist eine Planung, die bereits betonierte Flächen nutzt, um neue, lebenswerte Wohngegenden mit Nahversorgung, öffentlichen Verkehrsmitteln, Radfahren und Naturnähe zu schaffen», sagt der Minister für Raumentwicklung, Claude Turmes (Déi Gréng). «Und all das können wir schaffen.»

Der Minister erwähnt insbesondere die 600 Hektar Industriebrachen, die von Schifflingen über Düdelingen bis Wiltz ausgebaut werden sollen, sowie ehemalige Gewerbegebiete, die zu «angenehmen Vierteln» umgestaltet werden sollen. Dies könnte zwischen Diekirch und Ettelbrück mit einer zusätzlichen CFL-Haltestelle der Fall sein, oder auch auf der Seite von Fœtz, rund um eine Haltestelle der künftigen Schnellstraßenbahn Luxemburg-Esch. Doch auch wenn genügend Platz zur Verfügung steht, braucht es auch ein wenig Fantasie. «In einem kleinen Land ist es wichtig, jeden Quadratmeter maximal zu nutzen, indem man Nutzungsmöglichkeiten kombiniert», bekräftigt der Minister.

Hoch hinaus, aber nicht überall

Um dies zu erreichen, kann Luxemburgs Entwicklung durch «vertikale Mischung» vorangetrieben werden, ein Konzept, das in einer Ilres-Umfrage von 84 Prozent der Befragten befürwortet wurde. Diese vertikale Mischung besteht darin, die Verwendungszwecke der Gebäude zu kombinieren. «Eine Schule wird heutzutage nur genutzt, wenn die Schulkinder da sind. Warum nicht über der Schule zwei oder drei Wohngeschosse bauen? Nach Feierabend ist es dann ruhig und sehr angenehm.»

Sollten auch höhere Gebäude gebaut werden? Ja, aber nicht überall, meint der Minister: «Ich möchte nicht, dass in Dörfern in die Höhe gebaut wird. Aber in neuen Stadtvierteln, wie in Kirchberg, oder auf Brachflächen kann man das tun.» Es ginge jedoch nicht darum, Wälder von Hochhäusern zu errichten. Die Höhe müsse mit mehr Natur kombiniert werden. «Wenn auf vier oder fünf Ebenen gebaut wird, braucht es mehr Natur drum herum. Dieser Kompromiss ist die Grundlage für alle unsere neuen Projekte», so der Minister.

Gemeinsam mit den Bürgern

Prinzipien, die in bestehenden Stadtvierteln komplizierter umzusetzen sind. «Es gibt keine Planung, wie sich ein bestehendes Viertel entwickeln könnte», bedauert Claude Turmes. In Differdingen soll ein Pilotprojekt in diese Richtung gestartet werden. «Wir haben 4000 Häuser gezählt. Dieses Projekt soll insbesondere die Regeneration des Viertels ermöglichen.» Auch hier könnte die berühmte «vertikale Mischung» der südlichen Gemeinde helfen, eine ihrer größten Schwachstellen zu beheben: die Parkplatzsituation. «Wir könnten einen kleinen Bereich schaffen, kein klassisches Parkhaus. Auf den Ebenen 1, 2 und 3 würden Autos stehen und auf dem Dach könnten zum Beispiel Spielplätze entstehen.»

Diese Planung in bereits bestehenden Vierteln würde in Absprache mit den Bewohnern entwickelt werden. Dabei könnte das luxemburgische Katasteramt helfen, meint Claude Turmes. «Es wurde ein 3D-Bild von allen Häusern in Luxemburg erstellt. So können wir den Menschen zeigen, wie sich ihr Viertel entwickeln könnte, und gleichzeitig Antworten auf die Fragen nach mehr Natur, mehr Ruhe, Mobilität und Nahversorgung geben.»

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