Prostitution in Luxemburg«Wie soll der Freier denn Bescheid wissen?»
LUXEMBURG - Der Kampf gegen Prostitution im Großherzogtum ist zu lasch, sagt der Nationale Frauenrat Luxemburgs (CNFL).

Menschenhandel ist ein großes Problem bei der Prostitution.
Die Regierung will die sexuelle Ausbeutung von Frauen künftig schärfer bekämpfen. Das ruft erste Reaktionen hervor. Anik Raskin vom Nationalen Frauenrat Luxemburg (CNFL) sagt zur Gesetzesinitiative: «Jeder Kunde einer gefährdeten Prostituierten soll bestraft werden. Aber ist im Grunde nicht jede Prostituierte gefährdet, das schwächste Glied in der Kette?»
Dass die Strafverfolgungsbehörden mehr Handlungsmöglichkeiten bekommen, um gegen Zuhälterei und Menschenhandel vorzugehen, wirft Fragen auf. Bisher wird eine Exit-Strategie für Prostituierte sowie eine bessere sexuelle und emotionale Betreuung präferiert. Dennoch betrachtet es die CNFL als einen Schritt nach vorne, dass nun die Opfer von Zuhälterei und der Menschenhandel stärker im Fokus stehen. Der Frauenrat hätte es allerdings lieber gesehen, wenn Prostitution generell unter Strafe gestellt würde.
Opfer erst einmal finden
Ein Mitglied der Opfereinrichtung «Service d’assistance aux victimes de la traite des êtres humains» bezweifelt aber, dass Kunden Strafen von ihrem Vorhaben abhalten. «Die Mädchen sind gezwungen zu lächeln. Ich weiß nicht, ob sich ein Freier bewusst ist, dass sein Gegenüber möglicherweise Opfer des Menschenhandels wurde. Interessiert ihn das Schicksal der Frau überhaupt? Unsere Hauptaufgabe ist es, diese Opfer zu finden.»
Die Polizei hält sich noch bedeckt. «Wir müssen warten, wie abgestimmt wird. Noch können wir die Auswirkungen nicht beurteilen.»
(Séverine Goffin/L'essentiel)