«Händler des Todes»: Wieso ist Waffenschmuggler Viktor Bout für Wladimir Putin so wichtig? 

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«Händler des Todes»Wieso ist Waffenschmuggler Viktor Bout für Wladimir Putin so wichtig? 

Der Austausch des in den USA inhaftierten Waffenschmugglers Viktor Bout sei für Russland ein «Hauptgewinn», so Beobachter. Es gibt zwei Erklärungen, weswegen das so ist. 

Ann Guenter
von
Ann Guenter
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Viktor Bout spricht sechs Sprachen, mit den US-Ermittlern redete der zu 25 Jahren Haft verurteilte Waffenhändler aber nicht (im Bild: Bout nach seiner Verhaftung in Bangkok 2008). 

Viktor Bout spricht sechs Sprachen, mit den US-Ermittlern redete der zu 25 Jahren Haft verurteilte Waffenhändler aber nicht (im Bild: Bout nach seiner Verhaftung in Bangkok 2008). 

AFP
An Bouts Schweigen hat der russische Präsident Wladimir Putin Gefallen gefunden.

An Bouts Schweigen hat der russische Präsident Wladimir Putin Gefallen gefunden.

via REUTERS
Bout soll Verbindungen zum russischen Militärgeheimdienst GRU haben, was er aber verneint. Doch ohne staatliche Hilfe hätte Bout sein weltumspannendes Geschäft mit dem Waffenschmuggel kaum aufbauen können, argumentieren Beobachter. 

Bout soll Verbindungen zum russischen Militärgeheimdienst GRU haben, was er aber verneint. Doch ohne staatliche Hilfe hätte Bout sein weltumspannendes Geschäft mit dem Waffenschmuggel kaum aufbauen können, argumentieren Beobachter. 

AFP

Ein ungleicher Gefangenenaustausch beherrscht derzeit die Schlagzeilen in den USA und in Russland: Der russische Waffenhändler Viktor Bout (55) wurde nach über zehn Jahren in einem US-Gefängnis gegen die amerikanische Basketballspielerin Brittney Griner ausgetauscht, die in Russland wegen eines Drogenvergehens inhaftiert war.  

«Es besteht kaum ein Zweifel daran, dass Bout für Russland ein Hauptgewinn ist», schreibt die «Washington Post». Doch warum ist Moskau seit Jahren daran interessiert, Bout frei zu kriegen? 

Viktor Bout ist «svoi»

Eine Erklärung: Ohne staatliche Hilfe hätte Bout sein weltumspannendes Geschäft mit dem Waffenschmuggel kaum aufbauen können, ist Politologe Simon Saradzhyan von der Harvard University überzeugt. Doch darüber habe er während seiner über zehnjährigen Haftstrafe geschwiegen. «Die russische Regierung will ihn unbedingt zurückholen, damit das auch so bleibt», so Saradzhyan.

Das sieht auch Sicherheits- und Russland-Experte Mark Galeotti so: Die Freilassung von Bout sende eine Botschaft an andere, die in Schwierigkeiten geraten waren – nämlich, dass das Mutterland sie nicht vergesse und Schweigen belohnen werde. «Wir haben in der russischen Sprache ein besonderes Wort für Leute wie Bout: svoi. Es bedeutet einer von ‹uns›. Es ist jemand, der für das Mutterland gearbeitet hat, zumindest in den Augen der Regierung», ergänzt die russische Politologin Tatjana Stanowaja. 

100 Boden-Luft-Raketen, 20.000 AK-47, 20.000 Granaten

Es gibt noch einen anderen Punkt: Bout hatte sein Geschäft mit todbringenden Waffen im Zuge des Zusammenbruchs der Sowjetunion aufgebaut. Mit einer kleinen Flotte von sowjetischen Antonow-Flugzeugen begann er, in Kriegsgebiete und gescheiterte Staaten zu fliegen. Gerne belieferte er auch beide Seiten eines Konfliktes.

Im Jahr 2000 gehörte er zu den berüchtigtsten Waffenhändlern der Welt. Für ihn war es kein Problem, für die kolumbianische Rebellengruppe Farc 100 Boden-Luft-Raketen, 20.000 AK-47-Gewehre, 20.000 Splittergranaten, 740 Mörser, 350 Scharfschützengewehre, fünf Tonnen C4-Sprengstoff und zehn Millionen Schuss Munition zu beschaffen. 

Wertvolles Wissen um Waffenlager?

Entsprechend wird gemutmaßt, dass Bout weiß, wo auf der Welt sich noch riesige Waffenlager aus Sowjetzeiten befinden. Immerhin habe er ein Jahrzehnt lang Waffen aus Ländern wie der Ukraine verschoben, so Douglas Farah von der Sicherheitsfirma IBI Consultants und Mitautor eines Buches über Bout.

Mit den US-Behörden hat Bout während seiner Gefangenschaft nie kooperiert und verneinte auch stets Verbindungen zum russischen Militärgeheimdienst. Doch der 55-Jährige machte in den USA bis zuletzt klar, wo er steht: Die Ukraine  gehöre nun einmal zu Russland, sagte er zum Ukraine-Krieg aus seiner Zelle in den USA, in der ein Foto von Putin hängt. 

«Das ist das Wichtigste»

Mittlerweile ist der Russe in seinem Heimatland angekommen. Er wurde am Flughafen von Moskau von seiner Familie in Empfang genommen, wie am Freitag im staatlichen Fernsehen zu sehen war.

«Sie haben mich mitten in der Nacht geweckt und mir gesagt, ich solle meine Sachen packen», berichtete Bout über seine Freilassung. Er habe keine genauen Informationen erhalten. «Aber ich bin jetzt hier, das ist das Wichtigste.»

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