Symbolträchtige Proteste – Wikileaks-Bewegung erobert die Straße

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Symbolträchtige ProtesteWikileaks-Bewegung erobert die Straße

Tausende Sympathisanten der Enthüllungsplattform haben in mehreren Städten für die Freilassung von deren Gründer Julian Assange demonstriert. Erkennbar waren die Demonstranten an ihrer Vendetta-Maske.

Vendetta-Masken oder Assange-Fotos: Die Pro-Wikileaks-Bewegung erobert die Straße.

Vendetta-Masken oder Assange-Fotos: Die Pro-Wikileaks-Bewegung erobert die Straße.

Reuters

Tausende Menschen haben am Wochenende in mehreren Ländern für die Freilassung von Wikileaks-Gründer Julian Assange demonstriert. Die Festnahme des 39-Jährigen in London sei eine Verschwörung, um die Enthüllungsplattform mundtot zu machen, erklärten die Veranstalter einer Demonstration vor der britischen Botschaft in Madrid.

Dort und in anderen spanischen Städten wie Barcelona, Valencia und Sevilla gingen am Samstagabend Hunderte Wikileaks-Unterstützer auf die Strasse. Sie skandierten «Freiheit für Assange!» und forderten, das Recht auf Informationsfreiheit zu achten. Ähnliche Demonstrationen gab es in Assanges Heimat Australien sowie in mehreren Städten in Lateinamerika.

Nach den Hackerattacken auffallen

Viele Demonstranten trugen Vendetta-Masken oder ein Foto von Assange. Vendetta, Rache - und genau das wollen die Wikileaks-Anhänger auch mit ihren Cyber-Attacken auf postfinance.ch, Mastercard, etc. Die Masken, die nun getragen werden sind ein Zitat aus einem Comic von Alan Moore. Es sind Geschichten von V, einem Anarchisten und Terroristen, der es mit dem autoritären Staat aufnimmt, ein moderner Robin Hood, wie Spiegel Online schreibt.

Die Wikileaks-Bewegung hätte ihre Strategie gewechselt: Die Hack-Attacken gegen die Riesen der Finanz- und Internetbranche hätten ihr Ziel erreicht. Jetzt versuchen die Hackaktivisten, noch mehr aufzufallen - durch die physische Präsenz auf den Strasen und durch eine intensivierte Info-Kampagne, schreibt Spiegel Online.

Immer wieder Festnahmen

Assange hatte sich am vergangenen Dienstag in London der Polizei gestellt und war festgenommen worden, nachdem Schweden ihn unter dem Vorwurf sexueller Vergehen mit EU-weitem Haftbefehl gesucht hatte.

In den Niederlanden wurde am Wochenende ein weiterer Wikileaks- Sympathisant festgenommen. Dem 19-Jährigen werde vorgeworfen, einen Angriff auf die Website der Staatsanwaltschaft in Den Haag organisiert zu haben, bestätigte die Polizei am Sonntag. Damit wollte er vermutlich Rache nehmen für die kürzliche Festnahme eines 16-jährigen Holländers, der an Cyberattacken auf Mastercard und Visa beteiligt gewesen sein soll.

Überraschende Rückendeckung

Überraschende Unterstützung erhielt Wikileaks am Wochenende aus Frankreich und Norwegen. Die linksliberale Pariser Zeitung «Libération» erklärte ihren Lesern, sie werde sich im Namen der Informationsfreiheit als «Internet-Spiegel» für das Wikileaks-Archiv zur Verfügung stellen.

Auch die norwegische Zeitung «Dagsvisen» reihte sich in den Unterstützerkreis ein. Sie bietet ebenfalls ein Abbild der Wikileaks- Website an.

(20 Minuten/dpa)

Weitere Veröffentlichungen

Die Veröffentlichung von US-Diplomatendepeschen, die Wikileaks zugespielt wurden, ging auch am Wochenende weiter. So berichtete die Zeitung «El País» unter Berufung auf diese Papiere, dass die USA die spanische Region Katalonien mit ihrer Hauptstadt Barcelona für eine der wichtigsten Operationsbasen radikaler Islamisten im Mittelmeerraum halten. Aus diesem Grund betrieben die USA seit zwei Jahren ein großes Spionagezentrum in ihrem Konsulat in Barcelona.

Den Vatikan sehen die USA laut Wikileaks als ein konservatives und «veraltetes Machtgefüge» mit einem schlechten internen Kommunikationssystem. Kardinalstaatsekretär Tarcisio Bertone sei ein Ja-Sager und spreche «nur italienisch», Pressechef Federico Lombardi hingegen besitze zwar als einziger einen Blackberry, habe aber dafür keinen direkten Draht zu Papst Benedikt XVI., zitierte der Mailänder «Corriere della Sera» aus den US-Dokumenten.

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