Luxemburg: «Wir sind oft mit Homophobie konfrontiert»

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Luxemburg«Wir sind oft mit Homophobie konfrontiert»

LUXEMBURG – Rund 100 Schülerinnen und Schüler aus dem ganzen Land machen beim Modell Europa-Parlament mit. Die Anwesenheit des Premierministers nutzten viele, um ungefiltert mit ihm über das Thema Homosexualität zu sprechen.

von
Yannis Bouaraba
Nach einer Debatte mit den Schülern nahm Xavier Bettel ein kleines Bad in der Menge.

Nach einer Debatte mit den Schülern nahm Xavier Bettel ein kleines Bad in der Menge.

yb/L'essentiel

«Sich zu outen ist nicht einfach. Man fragt sich, wie die Eltern und Freunde reagieren werden», erklärte Xavier Bettel, als er am Mittwoch die Frage eines Schülers während des Modell Europa-Parlament (MEP) beantwortete. Das Programm simuliert die Arbeit der europäischen Parlamentarier, drei Tage lang nahmen über 100 Schüler aus zwölf Schulen des Landes daran teil.

Der zweite Tag war dem Austausch mit dem Premierminister gewidmet, unter anderem wurden die Rechte der LGBTQI+-Gemeinschaften in Europa besprochen. Ein Thema, das bei vielen Jugendlichen auf Interesse stieß. «Wer könnte besser darüber sprechen als er? Er ist wie ein Botschafter», sagte Clara, Vorsitzende des Ausschusses für bürgerliche Freiheiten in dem fiktiven Parlament. «Er kann eine Inspiration für Menschen sein, die Angst davor haben, sich zu outen, weil er eine wichtige öffentliche Person ist», fügte sie hinzu.

Nach seiner Beziehung zu europäischen Politikern, deren Positionen zur Homosexualität diametral entgegengesetzt sind, gab der Premierminister eine sehr diplomatische Antwort: «Man kann völlig gegen die Vorstellungen einer Person sein, aber der Respekt muss immer vorhanden sein», antwortete er, wobei er sich auf seinen ungarischen Amtskollegen Viktor Orban bezog. Dieser hatte 2021 ein Gesetz verabschiedet, das die «Förderung» von Homosexualität verbieten soll. «In Europa versuchen einige Parteien und Politiker zu profitieren, indem sie uns spalten», so Bettel. «Heute sind es die Schwulen, gestern waren es die Juden.»

Sara, Clara und Marie besuchen das Lycée Aline Mayrisch.

Sara, Clara und Marie besuchen das Lycée Aline Mayrisch.

L'essentiel

Eine Gruppe des Lycée Aline Mayrisch, die sich mit Bürgerrechten befasste, sprach über Homophobie. Trotz aller Bemühungen, diese aus der Welt zu schaffen, begegnete die ihnen häufig, sagten sie. «Es ist ein Alltagsthema. Es gibt Jugendliche aus der LGBTQI+-Gemeinschaft an der Schule, also betrifft es uns alle», erklärte Clara. «Als Jugendliche sind wir oft mit Homophobie konfrontiert, auch in unserem Umfeld. Auch wenn es bei Verwandten manchmal unangenehm ist, darf man nichts durchgehen lassen. Sonst wird man das Problem nicht lösen», pflichtete Sara bei. Sie sehen aber eine positive Entwicklung: «Immer mehr Stimmen sprechen sich gegen Homophobie unter Jugendlichen aus. Heute viel mehr als noch vor zehn Jahren», meinte Marie.

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