Vater von Samuel Koch – «Wir weinen viel»

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Vater von Samuel Koch«Wir weinen viel»

Der Vater des verunglückten «Wetten, dass..?»- Kandidaten Samuel hat sich in einem Gespräch mit Thomas Gottschalk zum ersten Mal öffentlich geäußert.

Christoph Koch, vater des verunglückten Samuel, äußerte sich zum ersten Mal nach dem Unfall bei «Wetten, dass...?» öffentlich.

Christoph Koch, vater des verunglückten Samuel, äußerte sich zum ersten Mal nach dem Unfall bei «Wetten, dass...?» öffentlich.

«Wir weinen und heulen viel als Familie, aber auch gerade diese Familie gibt uns Halt und Kraft», sagte Christoph Koch im Gespräch mit Gottschalk, das am Freitag für die Show «Menschen 2010» aufgezeichnet wurde, die am Sonntagabend im ZDF lief. Über seinen Sohn sagte er: «Samuel ist unendlich traurig, es bedrückt ihn, er macht sich Gedanken über seine Zukunft, wie es weiter geht.»

«Diese Traurigkeit, die macht uns allen zu schaffen», fügte Christoph Koch hinzu. Sein Sohn dürfe sich derzeit überhaupt nicht bewegen, auch oben an Hals und Kopf nicht. Die gesamte Familie könne ihr Leben derzeit nur «von Halbtag zu Halbtag» planen. «Die Frage, wie es für uns weiter geht, kann ich derzeit noch nicht beantworten», sagte er.

Herzlichkeit von anderen Menschen

Die behandelnden Ärzte könnten der Familie derzeit keine Prognosen für Samuel geben. «Die wollen uns nicht zu viel Hoffnung machen. Mit Sicherheit wird es ein monatelanger Prozess werden, bis Heilung sichtbar wird», sagte Christoph Koch. Aber seit einem Tag wisse man nun, dass es doch Anlass zur Hoffnung für seinen Sohn gebe.

Inmitten all der Traurigkeit gebe es auch schöne, tröstende Momente. «Was wir in diesen letzten Tagen auch an persönlicher Zuneigung, an Herzlichkeit von anderen Menschen, von Freunden von Samuel, erlebt haben, das hat uns geholfen», sagte Koch.

«Segen und Fluch der Öffentlichkeit»

Die Unterstützung von ZDF-Mitarbeitern sei ebenfalls «großartig und unbeschreiblich» gewesen, sagte er. «Das ist echt, und das erfahren wir auch.» Nach dem Unfall in der «Wetten, dass..?»-Sendung vor einer Woche hatte es Kritik an der Show und am ZDF gegeben, solche riskanten Wetten zuzulassen.

«In der Klinik treffen wir ja auch auf andere Menschen, die ein ähnliches Schicksal haben, und die im Gegensatz zu uns jetzt eher allein damit fertig werden müssen», sagte Koch weiter. «Wir haben jetzt den Segen und Fluch dieser Öffentlichkeit.»

«In gewisser Weise etwas Glückliches»

Der 23-jährige Wettkandidat Samuel Koch war schwer gestürzt, als er versuchte, mit Sprungfedern über heranfahrende Autos zu springen - das Unglücksauto fuhr sein Vater. Das sei «in gewisser Weise etwas Glückliches, so makaber es klingen mag», sagte Christoph Koch. «Wenn es einem seiner Freunde passiert wäre, wäre das für diese jungen Kerle schrecklich gewesen. Ich kann das mit Samuel verarbeiten, und wir haben auch schon miteinander gesprochen darüber.»

Zum Abschluss des Interviews sagte Koch: «Das Schönste, was ich jetzt noch mitteilen kann, ist ein Gruß von Samuel aus der Klinik. Ich habe mit ihm gesprochen, dass ich diese Aufzeichnung machen werde, und er hat mich gebeten, Grüße aus der Klinik zu sagen an alle, die das jetzt sehen.»

Vater bekräftigt Gottschalk

Für Gottschalk ist die Moderation des ZDF-Jahresrückblicks der erste Auftritt nach dem tragischen Unglück in der «Wetten, dass ..?»-Sendung vom 4. Dezember. Er hatte lange überlegt, ob er die Show präsentieren soll. Samuel Kochs Vater habe ihn schließlich darin bestärkt, an der Moderation festzuhalten. Christoph Koch sagte laut «Bild am Sonntag» zu Gottschalk: «Du musst jetzt nicht die ganze Zeit Trauerflor tragen.»

Die Herausforderung für Gottschalk besteht darin, eine gute Balance zwischen Aufarbeitung des Unfalls und Unterhaltung zu finden. Der Moderator zeigte sich bei den Aufzeichnungen für die Show dann auch erschüttert. «Das ist heute nicht Tagesordnung», so der 60-Jährige. «Wenn das eine Spiel- oder Spaß-Show wäre, würde ich heute nicht hier stehen.» Bei dem Jahresrückblick handle es sich um eine journalistisch aufbereitete Sendung, in der es um Menschen und deren Schicksale gehe.

Unglückliche Formulierung zu Beginn

Zu Beginn der Sendung leistete er sich lediglich eine unglückliche Formulierung. Er wollte ausdrücken, dass 2010 für viele ein bewegtes Jahr gewesen sei und sagte: «Wie schnell es von oben nach unten geht» habe man auch beim Unfall in der letzten «Wetten, dass ..?»-Sendung gesehen.

Gäste in der Sendung waren unter anderem Michael Schumacher, der auf sein Formel-1-Comeback zurückschaut sowie Ex-Torhüter Oliver Kahn und die Fußballkommentatoren Gerhard Delling und Günter Netzer. Als «Politstar des Jahres» tritt Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg auf. Und Feministin Alice Schwarzer schildert ihre Sicht der Dinge zum Fall Kachelmann.

(bbr/20 Minuten/sda/dapd)

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