Reise nach Zadar – Wo sogar Hitchcock ins Träumen gerät

Man muss sich das Zitat wieder und wieder durchlesen, während man hinter der vom Regen verschleierten Busscheibe an unberührter Natur vorbeifährt. «Zadar hat den schönsten Sonnenuntergang der Welt, schöner als der in Key West, Florida.» Alfred Hitchcock, der legendäre britische Regisseur, hat das im Mai 1964 gesagt.

Und wirklich: Die Abenddämmerung an der Uferpromenade der kroatischen Halbinsel kann mit dem legendären US-Sunset mithalten. Sie verschlägt einem die Sprache. Im wahrsten Sinne des Wortes sitzen die Menschen zu dieser Tageszeit schweigend am Wasser – und lauschen dem Gesang der Wale.

So wird nämlich die Meeresorgel des kroatischen Architekten Nikola Bašić genannt. Das gigantische Instrument ist die größte Attraktion der Mittelmeerstadt. Die Wellen drücken Luft in die Orgelpfeifen, die dann je nach Größe und Druck verschiedene Töne erzeugen.

Ist die Sonne schließlich verschwunden, leuchtet wenige Meter entfernt der nächste Touristenmagnet Bašićs in bunten Farben auf. Der «Gruß an die Sonne» ist ein 22 Meter großer Kreis aus 300 mehrschichtigen, begehbaren Glasplatten, der alle Planeten des Sonnensystems darstellt. Das Lichtspiel folgt dabei dem Rhythmus der Wellen.

Auch noch Stunden nach dem Sonnenuntergang wirkt das Schauspiel auf die Menschen – und lässt den tristen und verregneten Vormittag vergessen. Die berühmte Promenade ist wahrlich nicht der einzige schöne Fleck in Zadar, doch je tiefer die Sonne sinkt, desto mehr Seelen strömen zum Meer. So wie es Alfred Hitchcock einst tat.

(Jan Morawski/L'essentiel)