Wahlen im Irak – Wunschkandidat des Westens fällt zurück

Publiziert

Wahlen im IrakWunschkandidat des Westens fällt zurück

Nach der Auszählung von über der Hälfte der Stimmen liegt bei den Parlamentswahlen im Irak der Prediger Moktada al-Sadr in Führung – vor Regierungschef Haider al-Abadi.

Bei der Parlamentswahl im Irak führt nach Auszählung von über der Hälfte der Stimmen der einflussreiche schiitische Prediger Moktada al-Sadr. Den Angaben der Wahlkommission vom Sonntag zufolge folgt ihm der Anführer der wichtigsten Schiiten-Miliz im Land, Hadi al-Amiri, der enge Beziehungen zum Iran pflegt.

An dritter Stelle liegt der Wunschkandidat des Westens, Regierungschef Haider al-Abadi. Aus Kreisen der Wahlkommission und der Sicherheitsbehörden war zunächst verlautet, dass Abadi bei der ersten Parlamentswahl nach dem Sieg über die Extremistenmiliz IS vorne liegt.

Sollte sich die Tendenz bestätigen, hätte Sadr ein überraschendes Comeback geschafft. Der Kleriker führte von 2003 bis 2011 einen Aufstand gegen die US-Truppen im Land.

Geringe Wahlbeteiligung

Sowohl Sadr als auch Amiri gewannen in jeweils vier der bisher ausgezählten zehn von insgesamt 18 Provinzen des Irak. Allerdings vereinte Sadr in Bagdad weitaus mehr Stimmen auf sich. Der Hauptstadt kommt wegen der höchsten Zahl im Parlament zu vergebenen Sitze eine besondere Rolle zu. Zu den Sitzen äußerte sich die unabhängige Wahlkommission nicht. Das wolle sie am Montag bei der offiziellen Verkündigung des Ergebnisses tun. Die Wahlbeteiligung fiel mit 44,5 Prozent deutlich geringer aus als bei früheren Abstimmungen.

Wer auch immer die Wahl im Irak gewinnt, wird sich mit den Konsequenzen des Ausstiegs der USA aus dem Atomabkommen mit dem Iran befassen müssen. Dies dürfte die ohnehin fragile Region weiter destabilisieren, in der der Iran als Schutzmacht der Schiiten und Saudi-Arabien als Schutzmacht der Sunniten um die Vorherrschaft ringen.

(L'essentiel/chk/sda)

Deine Meinung