KriminalitätZahl der Tötungsdelikte macht 2022 einen Sprung nach oben
LUXEMBURG – Das Großherzogtum ist im Jahr 2022 Schauplatz von neun Totschlags- oder Morddelikten gewesen – ein auffälliger Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren. L'essentiel beleuchtet die Hintergründe.
- von
- Nicolas Chauty

Neun Mal musste die Polizei im Jahr 2022 wegen eines Tötungsdelikts ausrücken.
Im Jahr 2022 sind in Luxemburg neun Mord- und Totschlagsdelikte verübt worden. Sechsmal handelte es sich dabei um Mord, dreimal um Totschlag. Laut der am Mittwoch vorgelegten Kriminalitätsstatistik ist dies ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu den Jahren 2021 und 2020, in denen jeweils drei bzw. zwei Tötungsdelikte verzeichnet wurden. «Ja, das beunruhigt mich, auch wenn alle Taten private Hintergründe hatten», räumt Henri Kox, Minister für innere Sicherheit (Déi Gréng), ein.
Am 17. April 2022 – fast auf den Tag genau vor einem Jahr – wurde der leblose Körper einer Frau in einem Restaurant in Kirchberg gefunden. Die Frau hatte dort gearbeitet. Am 17. Oktober wurden eine 62-jährige Frau und ihr 54-jähriger Ehemann in Niederkorn auf offener Straße erschossen. Als Motiv wurde damals ein Nachbarschaftsstreit ermittelt. Taten, die für Aufsehen sorgten – Pascal Peters, Zentraldirektor der Verwaltungspolizei, winkt jedoch ab: «Bei diesen Fällen geht es nicht um organisierte Kriminalität, es sind keine Auftragsmorde. Wir sprechen von Einzelfällen, bei denen in der Regel eine familiäre oder sonstige Verbindung zwischen Opfer und Täter besteht».

«Wir müssen alle zusammenarbeiten, die Polizei allein kann das nicht lösen», so Minister Kox.
Doch wie lassen sich solche schwerwiegenden Straftaten verhindern? «Für die Polizei ist es sehr schwierig, damit umzugehen. Die meisten dieser Tötungsdelikte wurden mit Messern begangen, sodass es für die Polizei fast unmöglich ist, Präventivmaßnahmen zu ergreifen», erklärte Peters. Den Taten lägen Konflikte zugrunde, die in den eigenen vier Wänden ausgetragen würden. Es handele sich um ein gesellschaftliches Phänomen. «Wir müssen alle zusammenarbeiten, die Polizei allein kann das nicht lösen», betont Minister Kox.
Dennoch würden in den nächsten Tagen 200 neue Polizisten vereidigt – «ein wichtiges Ergebnis der Politik der Personalaufstockung», zeigt sich der Minister zufrieden und fügt beschwichtigt hinzu: «Wenn in einem kleinen Land wie Luxemburg eine sehr niedrige Zahl in die Höhe schießt, sticht das in der Statistik natürlich deutlich hervor. Wir arbeiten aber mit konkreten Fakten, wir reagieren auf das Phänomen der Kriminalität».
Pascal Peters wiederum weist darauf hin, dass alle diese Fälle aufgeklärt und die Täter ermittelt werden konnten. Die Polizei sei allgemein mit einer Gewaltbereitschaft im Alltag konfrontiert, «die manchmal zu Extremen führt». Konfliktlösungsarbeit, etwa bei Fällen von Betrug oder Streitereien unter Nachbarn, könne der erste Hebel sein, um zu verhindern, dass es überhaupt so weit komme.