Zwei Kinder erstickt – Zoologen zweifeln am Python-Doppelmord

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Zwei Kinder ersticktZoologen zweifeln am Python-Doppelmord

Experten auf beiden Seiten des Atlantiks sind sich einig: Dass ein Python nacheinander zwei schlafende Jungen tötet, wie es in Kanada passiert sein soll, ist quasi unmöglich.

Der Fall der Python, die in Campellton in der Provinz New Brunswick in Kanada angeblich zwei Jungen getötet haben soll, sorgt weltweit für hochgezogene Augenbrauen. Zoologen bezweifeln, dass die Schlange die beiden Kinder auf dem Gewissen hat. Das Tier war am Mittwoch zwei Tage nach der Tat eingeschläfert worden.

Wenn es ein Kind greift, hat es mehr als genug Zeit zu schreien», argumentiert der südafrikanische Schlangenexperte Johan Marais in der kanadischen Zeitung «Globe and Mail». «Du kannst nicht schlafen, wirst gebissen und einfach erwürgt. Das ist unmöglich. Du würdest sofort aufwachen.» Dass gleich zwei Personen getötet worden sind, sei extrem unwahrscheinlich: In Südafrika habe es in 100 Jahren bloß drei Fälle von Python-Angriffen auf Menschen gegeben.

Keine Berichte über äußere Verletzungen

Der Leiter des Tropen-Aquariums in Hagenbecks Tierpark in Hamburg sagt im Interview mit der «Welt» ebenfalls, die Horrorstory sei «höchst unwahrscheinlich»: «Ein Python, der einen Menschen erwürgt, packt ihn zuerst mit dem Maul. Ein Fünf-Meter-Exemplar wie in diesem Fall hat ein grosses Gebiss mit sehr langen Zähnen. Die Kinder müssten deshalb aus großen Wunden bluten, die quer über den Oberkörper gehen oder über den Kopf», erklärt Guido Westhoff.

Von äußeren Verletzungen sei im Polizeibericht aber nicht die Rede. Eine erste Autopsie der vier und sechs Jahre alten Jungen ergab am Mittwoch nur, dass die Opfer erstickt sind. Bis zu einem endgültigen Ergebnis müssten noch weitere Analysen vorgenommen werden, erklärte die Polizei. Nach ihren Angaben hatte ihr Besitzer Jean-Claude Savoie keine Genehmigung dafür, die 45 Kilogramm schwere Schlange als Haustier zu halten. Diese entkam vermutlich durch die Belüftung ihres Terrariums.

Wo sind die Speichelspuren?

Anschließend kroch sie scheinbar durch einen Lüftungsschacht und fiel ins Zimmer, in dem die Kinder schliefen. Am Tag zuvor hatten diese mit Tieren wie Lamas und Ziegen gespielt. Einer Zoologie-Professorin zufolge könnte der Duft dieser Tiere den Python angelockt haben «Die Schlange hat einen ausgeprägten Geruchssinn», sagte Marion Desmarchelière. Eine Python töte, um zu essen und werde dazu vom Geruch geleitet.

Es gibt ein Facebook-Foto der beiden jungen Opfer, auf dem zu sehen ist, wie sie bei Schlangengehegen spielen und diese säubern. Unklar ist, ob es sich bei ihnen um das Terrarium des angeblichen Todespyhton handelte. Hagenbeck-Tierexperte Westhoff hält dennoch dagegen: «Riesenschlangen schaffen es so gut wie nie, sich Menschen einzuverleiben. Sie scheitern an den Schultern. Die sind zu breit für das Schlangenmaul. Spätestens dann lassen sie von ihrer menschlichen Beute ab. Sie spucken sie aus und hinterlassen Speichelspuren.»

CBC News über den Tod der beiden Jungen.

(L'essentiel Online/phi)

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