«Aber bitte mit Sahne»Zu rassistisch? ZDF ändert Text von Udo-Jürgens-Hit und löst Debatte aus
Giovanni Zarrella performte in seiner ZDF-Schlagershow den Hit «Aber bitte mit Sahne» von Udo Jürgens – mit einer Anpassung am Text. Dies sorgt – ein Mal mehr – für eine Debatte.
Diese Interpretation von «Aber bitte mit Sahne» sorgt bei Fans für rote Köpfe.
Noch nie wurde Sprache so kontrovers diskutiert wie in dieser Zeit. Ob um Gendern oder die Verwendung vermeintlich diskriminierender Begriffe, immer wieder entfachen hitzige Debatten darüber. Auch das Film- und Musikbusiness steht vermehrt im Fokus von Kontroversen. Jüngst zog der deutsch-italienische Sänger Giovanni Zarrella den Ärger auf sich, weil er den Klassiker «Aber bitte mit Sahne» von Schlagerstar Udo Jürgens in einer leicht abgeänderten Form in seiner ZDF-Sendung «Giovanni Zarrella Show» performte.
«Sie pusten und prusten, fast geht nichts mehr rein. Nur ein Mo***nkopf höchstens, denn Ordnung muss sein», lauten die Originaltextzeilen des Hits aus dem Jahr 1976. Doch der 44-Jährige ersetzte das hochumstrittene M-Wort mit dem inzwischen gebräuchlicheren Synonym «Schokokuss».
Sender und Kinder von Udo Jürgens haben sich auf Änderung geeinigt
Auf Anfrage meint der Sender, sie hätten sich für eine «einmalige Anpassung» entschieden, um ihn zeitgemäß und politisch korrekt wiedergeben zu können. Dies sei «mit dem Musikverlag und den Erben des Originaltextdichters abgestimmt» gewesen. John (59) und Jenny (56) Jürgens, die Kinder des 2014 verstorbenen Hit-Machers, durften der Ehrung ihres Vaters beiwohnen und zeigten sich gerührt. «Es ist natürlich eine Freude, hier zu sein und unseren Vater zu ehren, Giovanni zu sehen und diese ganzen Künstler zu erleben», sagte die Tochter noch in der Show. Zudem sangen die beiden begeistert mit.
Auf Social Media hingegen sorgt die Änderung für rote Köpfe. «Ich denke, wenn Udo Jürgens noch leben würde, hätte sich das ZDF nicht getraut, so eine Aktion zu starten! ZDF, ihr seid das Letzte», meint ein User. Eine weitere ergänzt: «Nur noch irre! Udos Liedertexte dürfen auch nicht mehr in Originalform gesungen werden.» Eine dritte schreibt: «Ich bin fassungslos. Dieser Woke-Wahnsinn zensiert immer mehr Kulturgut. Das gehört zu unserer Geschichte und wir müssen lernen, damit umzugehen und es nicht einfach zu verbannen. Die Bibel schreibt ja auch keiner um.»
Doch es finden sich auch wohlwollende Meinungen: «Inwiefern ist es Zensur, wenn eine Süßspeise zeitgemäß und politisch korrekt in einem neu gesungenen Lied benannt wird. Das Lied verliert ja durch das Wort ‹Schokokuss› nichts an seinem künstlerischen Wert. Weiter werden Aufnahmen von Udo Jürgens nicht zensiert.»
Was hältst du von der angepassten Songzeile?
Mittlerweile ist das Lied fast 50-jährig und genießt nach wie vor große Beliebtheit. So zählt es auf Spotify über 17 Millionen Aufrufe. Es ist nicht das erste Mal, dass ältere Musiktitel oder Bücher angepasst werden. So droht Florian Silbereisen (41) indes Ärger, denn Diether Dehm (72) hat «als Autor und Verleger» Strafanzeige gegen den Schlagerstar erstattet, weil dieser sein Stück «1000 und 1 Nacht (Zoom!)» in einer Sendung neu interpretiert und dabei das Wort «Indianer» gestrichen hatte.
Auch die zwölf Werke von «James Bond»-Autor Ian Fleming werden nach 70 Jahren neu aufgelegt – mit Anpassungen, wie seine Nachfahren mitteilten. So werden gewisse Begriffe, die heute als anstößig empfunden werden könnten, entfernt oder abgeändert. Die beliebten Kinderbücher des britischen Schriftstellers Roald Dahl sorgen derzeit ebenfalls für Aufruhr in der Literaturwelt: Einige seiner Werke, darunter «Charlie und die Schokoladenfabrik», «Matilda» und «Hexen hexen», wurden von einem englischen Verlag sprachlich stark angepasst: Statt «fett» schreiben sie «umfangreich», statt «winzig» ist von «klein» die Rede.