Cancellara und VettelZwei Athleten scheitern an der Eins
Im Sport entscheiden oft Hunderstelssekunden und Millimeter über Erfolg und Misserfolg. Bei Fabian Cancellara und Sebastian Vettel war es am Wochenende die Zahl 1.

Sebastian Vettel (l.) und Fabian Cancellara hatten auf unterschiedliche Art mit der Zahl 1 zu kämpfen. (Bild: Keystone/AP)
Fabian Cancellara wollte zum Abschluss der Rad-WM in Kopenhagen endlich seine erste Medaille in einem Straßenrennen gewinnen. Die Chancen standen nicht schlecht. Cancellaras Teamkollege Grégory Rast zog für den Bronzemedaillengewinner im Zeitfahren den Spurt auf der ansteigenden Zielgeraden an und Cancellara sprintete Richtung Ziellinie. Um ein Haar hätte es wieder zu Bronze gereicht.
Nach der Auswertung des Zielfotos waren es dann doch ein paar Haare mehr. Genauer: 1 Zentimeter. Um diese winzige Distanz wurde Cancellara vom deutschen André Greipel geschlagen. Es blieb der undankbare vierte Platz - und dieser zählt bei Medaillenvergaben von Großanlässen nun einmal nichts. Nach einer ersten leisen Enttäuschung wusste der 30-jährige Schweizer vom Team Leopard Trek genau, warum er Bronze verpasst hatte. «Ich beherrsche halt den Panthersprung (das Fahrrad am Schluss mit einem Ruck nach vorne werfen, Anm. d. Red.) nicht ganz so gut wie die richtigen Sprinter. Sonst hätte es vielleicht noch gereicht.»
Auch Vettel von einer «1» gebremst
Wie bei Cancellara und der Rad-WM spielte die Zahl 1 auch beim Formel-1-GP von Singapur eine große Rolle. Vor allem für Sebastian Vettel. Die Eins leuchtete auf, als der 24-jährige Deutsche über die Ziellinie fuhr. Dieses Gefühl kennt der Rennfahrer zur Genüge. Es war bereits der 9. Saisonsieg für Vettel und der 19. seiner Karriere.
Vettel wurde aber auch von einer weiteren «1» gebremst. Weil Jenson Button auf den 2. Platz fuhr, fehlt dem Red-Bull-Pilot 1 Punkt zur Titelverteidigung. Die Festivitäten müssen also warten. «Mit der Meisterschaft hat es heute nicht ganz geklappt. Aber die Chancen stehen gut, dass es im nächsten Rennen klappt», sagte Vettel. Und hat recht: Button müsste alle fünf noch ausstehenden Rennen gewinnen und Vettel dürfte keinen Punkt mehr gewinnen, dass es an der Spitze zur Ablösung kommt. Das scheint aber ein Ding der Unmöglichkeit zu sein.
Theoretisch gesehen könnte Vettel also auch in die Karibik reisen und von der Ferne zuschauen, wie er ohne zu fahren den WM-Titel wieder gewinnt. Praktisch ist das natürlich nicht möglich. Und so wird wohl mit großer Wahrscheinlichkeit auch Fabian Cancellara im nächsten Jahr bei der Rad-WM im niederländischen Limburg wieder alles versuchen, endlich seine erste Medaille bei einem Straßenrennen zu gewinnen.
L'essentiel Online/Herbie Egli